Wie alles begann ...
Das erste Seminar
Das erste Seminar war ein Seminar für meinen Sohn und mich selbst. Es begann alles mit der Idee draußen zu übernachten, wie wir es als Kinder früher bereits schon gemacht haben. Ich wollte meinem Sohn meine ehemaligen Abenteuer zeigen und ihn vom Computer wegholen. Zwischen Weihnachten und Neujahr war es dann soweit. Es war mit 13°C mild und der Wald war märchenhaft still. Mir selbst war nicht klar, was da auf mich zukommt. Schließlich war das Verhältnis mit meinem Sohn in dieser Zeit nicht gerade das Einfachste.
Kein Handy, kein Laptop, kein Tablet
Wir gingen also los mit dem gesamten Gepäck. Als wir angekommen waren, haben wir uns um die Feuerstelle und Holz gekümmert. Hacken und sägen war notwendig um die Nacht über ein Feuer zu haben. Ein Feuer gibt ein Sicherheitsgefühl und wärmt. Gegen 17.00 Uhr wollte mein Sohn in den Schlafsack zum Schlafen. Ihm war langweilig! Kein Wunder – waren doch alle seine Lieblingsgeräte daheim. Kein Handy, kein Laptop, kein Tablet.
Ich konnte ihn davon überzeugen, dass die Nacht etwas lang werden würde. Er hat mir klar vermittelt, dass das hier langweilig sei. Etwas verwirrt saß ich da – wie langweilig? Ich habe schließlich begonnen, ihm alles zu erzählen, was mich beschäftigte. Mein Beruf, seine Hobbies, unsere etwas poröse Beziehung zueinander. Es war kurz still… dann fragte er mich: “ Papa, denkst du, dass ich auch einmal so gut werde wie du?“. Ich dachte mir haut jemand mit einer Dachlatte eine rein. Ein kurzes Gefühl der Ohnmacht hatte mich ergriffen. Nach kurzer Besinnung, musste ich realisieren, was ich ihm vorlebe. Perfektion, alles im Griff, alles könnend… also für ihn unglaublich weit weg, kaum erreichbar. Wir haben uns dann lange unterhalten und tauschten die Rollen, wir haben uns im Feuerschein die Zeit genommen, alles anzusprechen. Es war fantastisch. Gegen 24 Uhr haben wir uns in den Schlafsack gelegt.
Als Fremde in den Wald – als Freunde nach Hause
Am nächsten Morgen als wir aufgewacht waren, haben wir unsere Schlafstätte in Ordnung gebracht und sind nach Hause gelaufen. Der Weg nach Hause war allerdings anders. Der alte Sohn und der alte Vater waren nicht mehr da. Zwei Freunde gingen nach Hause. Das war eines der schönsten Erlebnisse in meinem Leben.
Waldeffekt
Dieser Effekt, den wir damals im Wald erfahren durften, wurde zum Namensgeber unserer Waldeffekt Stiftung. Es hat zwar noch Jahre gedauert und es kamen noch andere Erfahrungen hinzu, die auf dem Weg zur Stiftung richtungsweisend wurden, aber die heilende Erfahrung mit meinem Sohn war der Startpunkt.
Michael Miersch | Stiftungsgeber der Waldeffekt Stiftung